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Sibirische Garnison
RODION MARKOVITS
Katalóguscédula:
Cím: Sibirische Garnison
Szerző: RODION MARKOVITS

Megjelenési adatok:
Kriterion verlag, Bukarest, 1979
Kategória: Cărți - traduceri
Témakör: irodalom
Műfaj: regény

Einbandgestaltung : VICTOR CIOBANU

Auszug aus dem Roman:

Ein linder Sommernachmittag — ein Sonntag. Strahlende Helle über allen Dächern der Fabrikvorstadt. Sechs Tage hindurch waren sie schwarz behängt gewesen von den Rauchfahnen der Fabriken —, aber mit dem letzten Sirenenschrei Sonnabend abends war die Dekoration gewechselt worden. Am nächsten Vormittage hatte ein warmer Sommerregen allen Schmutz fortgewaschen, ein zarter feiner Duft, wie von einer Wiese herwehend, hatte sich in der Luft ausgebreitet, ein spitzbübischer Wind hatte die Wolken durcheinandergejagt, rein und klar, wie ein heiterer blauer Sommerschirm spannte sich über der Stadt Kleinpest jetzt der Himmel aus.

In der Jánosgasse stand ein Fenster offen, der Kranke selbst hatte es geöffnet. „Ob ich wohl gesund bin?“ dachte er, nicht ohne einen Anflug von Besorgnis, und legte sich im Zwiespalt seiner Gefühle ängstlich wieder in sein Krankenbett zurück.

Während seiner Krankheit war alles stillgestanden. Alles war stumpf gewesen, fern, still. Es war, als ob von den Erscheinungen dieser Welt alle Farbe für ihn abgebröckelt wäre. Jetzt aber sollte er genesen: jetzt kam die Last seiner Verantwortung von neuem über ihn. Bis zum heutigen Tage hatte er nur eine einzige Pflicht gehabt: gesund zu werden. Zwar hatten sich auch schon während der Krankheit kleine Sorgen eingenistet, kleine Hindernisse waren zu überwinden gewesen und hatten sich nicht recht überwinden lassen, Quellen hatten sich verschlammt — einerlei, das alles war neben ihm vor sich gegangen, es konnte bleiben, wie es war, man hatte schonend einen Schleier darübergezogen...

Er war aus einer kleinen Provinzstadt hierhergezogen, er besaß ein Doktordiplom, jetzt sollte Brot damit erworben werden. Dann war er in die Vorstadt übersiedelt, hier war es billiger zu leben, er konnte hier leichter eine Gelegenheit erlauern. Jedem kleinen Diplömchen kam eine armselige Beute zu, hier wollte er sie erhaschen. Dann hatte ihn eine dumme Halsentzündung niedergeworfen. Wochenlang hatte er Tag für Tag versucht, ob er ohne Schmerzen schlucken könne. Er wollte die Genesung beschleunigen, wollte sie erzwingen — und jetzt war sie da.

Jetzt sah er auf diese Krankheit zurück wie auf eine Schneeflocke, die in der Sonne schmilzt. Diese Tage verblauten hinter ihm wie eine Insel, die inmitten der Hetzjagd der Zeit ruhevoll stilliegt. Jetzt schloß er seine Augen, um voller Genugtuung und freudiger Befriedigung sich eines Bildes zu entsinnen, das er vor einigen Wochen gesehen: Seine Frau war damals, viele Blütenblätter im blonden Haar, an sein Bett gekommen, sie hatte sich freudestrahlend über ihn geworfen und gestammelt: „Unser kleiner Junge hat den winzigen Apfelbaum geschüttelt... er stand unter ihm... die Blüten fielen auf mich herab . . . “
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